Öffentlicher Kühlschrank als „Fairteiler“ auf dem Gelände der Martin Luther-Gemeinde Nordstadt

Seit Mitte März steht im Hinterhof der Martin-Luther-Gemeinde ein einsamer Kühlschrank. Der soll aber nicht einsam bleiben, sondern in Zukunft Lebensmitteln ein kurzzeitiges Obdach bieten. Lebensmitteln, die sonst in der Tonne landen. Das Prinzip ist ganz einfach: Hat man etwas übrig, bringt man es dorthin. Steht was Leckeres drin, nimmt man sich es mit. Das nennt sich Foodsharing und findet in fast allen deutschen Städten statt, denn: Ein Drittel aller Lebensmittel landen in Deutschland unangetastet in der Tonne.

Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Zwar verpflichtet die UN ihre Mitglieder, die Verschwendung von Essen bis 2030 um die Hälfte zu reduzieren, etwas getan hat sich in der Bundesrepublik seitdem aber nicht. Zumindest nicht von offizieller Seite. Stattdessen entstand der gemeinnützige Verein Foodsharing. Seit 2012 engagiert sich die Initiative deutschlandweit für das Retten von Lebensmitteln, rund 25.000 Freiwillige nehmen daran ehrenamtlich teil, als sogenannte „Foodsaver“.

In Fall des einsamen Kühlschranks an der Martin-Luther-Kirche ist es ein Zusammenspiel mehrerer Initiativen aus der Nordstadt. Und das entstand auch eher zufällig: Diakonin Katrin Bode war zusammen mit Jessica Feyer vom Integrativen Gesundheitstreff drauf und dran, den alten Kühlschrank auszumisten, als die Idee für den sogenannten „Fairteiler“ aufkam.

Man holte sich Unterstützung bei Najoka Janssen vom Projekt „Radwandlung“. Janssen engagiert sich schon eine ganze Weile als Foodsaver. Und um den alten, etwas rostigen Kühler etwas aufzuhübschen, stieß noch der Künstler Carlo Frisch dazu. In gemeinsamer Arbeit entstand so ein einladendes neues Outfit für das alte Gerät. Dort, in dem kleinen Hof zwischen Kirche und Gemeindezentrum ist es jetzt so gemütlich, dass man sich sogar eingeladen fühlt, eine Weile zu bleiben. Eine gute Gelegenheit, die Lebensmittelretter/innen von um die Ecke kennen zu lernen.

Schon ein paar Mal wurden solche „Fairteiler“ in Hildesheim eingerichtet. Allerdings bestand dabei stets das Problem, dass die Kühlschränke nicht für alle offen zugänglich waren. Hier jedoch kann man jeder Zeit spontan vorbei kommen. Diakonin Katrin Bode findet, in der Kirche müsse ökologisches und nachhaltiges Denken selbstverständlich sein.

Der öffentliche Kühlschrank passt gut zu uns – zur neuen Mitte der Nordstadt. Die soll nämlich auf kurz oder lang zu einem offenen Treffpunkt für alle aus dem Stadtteil werden. Durch das Foodsharing dürfte sich auf jeden Fall schon die oder der ein oder andere dorthin verirren, die/den man sonst nicht auf dem Gelände der Gemeinde angetroffen hätte. Übrigens haftet die Kirchengemeinde nicht für den Inhalt des Kühlschranks: Alle NutzerInnen müssen selbst entscheiden, ob die Lebensmittel, die sie entnehmen, einwandfrei sind.

Kultur & Kommunikation, Ralf Neite, Triftstr. 93, 31137 Hildesheim

 

Mit den Nachbarinnen und Nachbarn Essen retten

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